Sehr verehrte Damen und Herren!

	In userer heutigen Folge unserer Serie will ich, Prof. Dr. Dr.
	Fielmann, sie über eine weit verbreitete aber wenig bekannte
	Tierart informieren.

	Die große Gruppe der Tiere bringt mannigfaltige Formen hervor,
	so die Aiere, die Biere, die Ciere, die Diere und so fort.
	Heute wollen wir uns der intensiven Erkundung der Biere witmen.

	Biere sind heutzutage als Kulturtiere in der ganzen Welt ver-
	breitet. Die Entstehung und das ursprüngliche Vorkommen des
	Wild-Bieres (Cervisia silvestre) ist heute nicht mehr nach-
	zuvollziehen, es ist aber anzunehmen, daß es im mitteleuro-
	päisch-mediterranen Regionen zuerst auftrat. Vermutlich er-
	reichte es von hier in Lemming-artigen Wanderungen den afri-
	kanischen, asiatischen und nordamerikanischen Raum.

	Im Zuge der menschlichen Entwicklung wurde es schnell domesti-
	ziert und regional modifiziert, so daß von Cervisia domestica
	gesprochen werden muß. Aus dem Cervisia domestica, auch als
	gemeines Bier oder C. communis bekannt, wurden durch gezielte
	Züchtung auch Spezialformen kreiert. Dazu zählen das Champinon-
	oder Pilz-Bier (C. pilsen), das Weizenbier (C. weizenäckerensis),
	das Kölnisch-Wasser-Bier (C. kölschensis) und das Auswanderungs-
	oder Export-Bier (C. emmigrantis). In neuerer Zeit sind auch
	noch die Modezüchtungen des Licht-Bieres (C. light) und des
	Impotenz-Bieres (C. antialkoholensis oder C. kastratensis)
	dazugekommen.

	Wenden wir uns nun dem Lebenszyklus des Bieres zu.
	In der Kultur werden die meisten Biere weit vor dem Erreichen
	ihrer Lebenserwartung geschlachtet. Dies geschieht rituell durch
	Enthauptung. Die Biere, die am jüngsten geschlachtet werden
	sind die Weizen-, Kölnisch-Wasser- und Export-Biere sowie die
	neuen Modeformen. Die Pilz-Biere haben deutlich bessere Chancen
	eine geringfügig höheres Lebensalter zu erreichen, doch auch
	bei diesen bedauernswerten Geschöpfen kommt es zunehmend in
	Mode, sie bereits im pubertären Alter zu köpfen.

	Schafft es einmal ein Bier durch geschicktes Tarnverhalten,
	sich über längere Zeit der Schlachtung zu entziehen, wird es
	zunächst verschmäht, da man diesem dann einen bitteren Ge-
	schmack nachsagt. Hat man es entdeckt, wird es trotzdem nicht
	in die Freiheit entlassen, um in Ruhe seinem Lebensabend ent-
	gegen zu sehen, sondern man beäugt es kritisch, um es sofort
	nach Eintritt in die senile Phase als dann sogenanntes oder
	auch Alt-Bier (Cervisia senilis) zu schlachten. Durch alters-
	bedingte Verwesungsprozesse hat sich der Geschmack des senilen
	Bieres derart verändert, daß es eine deutlich verwesungs-süße
	Geschmacksnote bekommen hat, die jedoch nicht überall auf
	Gefallen stößt.

	Das Sozialverhalten der Biere ist durch alle Formen mehr oder
	weniger gleich. Das Bier ist ein Gruppen- bis Herdentier. Die
	kleinste häufig anzutreffende Anzahl ist die Sechser- oder auch
	Träger-Gemeinschaft. Weit verbreiteter sind jedoch Großfamilien
	mit 20 bis 24 Mitgliedern, die es sich in einem sogenannten
	Kasten gemütlich machen. Hierbei kann es noch zu weiteren
	Aggregationen von Träger- und Kasten-Gemeinschaften zu den
	gelegentlich gefundenen Paletten kommen. Derartige Paletten
	stellen jedoch besondere klimatische Ansprüche, so daß an einem
	geeigneten Ort meist ganze Paletten-Lager zu einem oft als
	Bier-Verlag bezeichneten Ökosystem kummulieren. Dabei sind die
	verschiedensten Arten von Bieren bunt miteinander gemischt,
	jedoch werden in den Kästen nur selten artfremde Mitglieder
	geduldet.

	Innerhalb jeder Träger- oder Kastengemeinschaft bewohnt jedes
	Individuum stets eine einzelne, genau der Körperform angepaßte
	Behausung, die Flasche. Da sich die Flaschen nicht vermehren
	können, sind die Bierkäufer aufgefordert, die leeren Bier-
	behausungen wieder den Bierzüchtern zukommen zu lassen, damit
	sie von der nächsten Biergeneration bewohnt werden können.

	Hiermit wären wir bei dem interessanten Vorgang der Bierzucht.
	Die Bierzucht unterscheidet sich von den meisten anderen Tier-
	zuchten unter anderem dadurch, daß sie nur selten vom Hobby-
	züchter ausgeübt werden kann. Ein Bierzüchter wird daher meist
	ehrfurchtsvoll als Brauer bezeichnet, in Anlehnung an die
	kommerziellen Züchter der anderen Haustierformen, die Bauern.
	Zur Vermehrung werden dabei ganze Großrudel von Bieren in
	riesigen Gefäßen gehalten, die Kessel genannt werden.

	Durch ständige Kopulationen und die damit umgesetzte Energie
	der Biere wird eine enorme Menge an Wärme frei, sodaß die
	Kessel gelegentlich bis an den Siedepunkt erhitzt sind. Nur
	bei lange in Kultur befindlichen Bierarten muß der Mensch
	hier helfend eingreifen, indem er von außen Wärme zuführt,
	um die Bierweibchen in Hitze zu bringen. Um den Energiebedarf
	der Biere zu decken, müssen den Kesseln zum Beginn eines
	Zuchtansatzes größere Mengen an energiereichen Substanzen in
	Form von Malz, Hopfen und Hefe zugesetzt werden, da die Biere
	sonst zu schnell erschöpft sind und die Bierweibchen nicht im
	täglichen Rhythmus ihre Jungen werfen können.

	Einzig der Sortiervorgang, mit dem die Bierbabys von den
	Zuchttieren getrennt werden, wird von den professionellen
	Brauern streng geheim gehalten, sodaß hier noch Raum für die
	zukünftige Forschung bleibt. Die wenigen Hobby-Brauer trennen
	meist nicht die Eltern von den Babys sondern schlachten, egal
	welche Altersschicht.

	Wenn sie also demnächst gedenken, ein Bier zu schlachten, oder
	eines der seltenen Widbiere als Bierjäger zur Strecke zu
	bringen, denken sie bitte auch an den wundervollen und viel-
	gestaltigen Organismus, den das Bier darstellt und legen sie
	vor dem Verzehr eine Gedenkminute in. Und damit möchte ich mich
	von ihnen verabschieden und ihnen noch einen schönen Abend
	wüschen,
					ihr Prof. Dr. Dr. Fielmann



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